Klima-Rechner.de

Vorbemerkungen:

Bauprojekte müssen heute zwingend unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien geplant und ausgeführt werden.
Diese im eigentlichen Sinne selbstverständliche Forderung ist mit der Richtlinie 2014/24/EU des europäischen Rates für öffentliche Bauprojekte verbindlich zu beachten.
Auf nationaler Ebene in Deutschland wird die Richtlinie in § 16 d der VOB/A umgesetzt. Gemäß Abs. 2 Satz 5b sollen die Kosten der Emission von Treibhausgasen und anderen Schadstoffen erfasst werden.

Gerade auf dem Gebiet des Neubaus und der Erneuerung von Abwasserkanalsystemen stehen zahlreiche Alternativen für die Bauausführung zur Verfügung.
Insbesondere die zur Auswahl stehenden Rohre für den Transport von Schmutz-, Regen- und Mischwasser sowie für den Bau von Stauraumkanälen unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht.
Es ist ureigene planerische Aufgabe, den für den spezifischen Anwendungsfall bestens geeigneten Rohrtyp beziehungsweise Rohrwerkstoff zu definieren. Kriterien sind hydraulische Eigenschaften, Statik, erforderliche Abmessungen, Querschnittsformen, Kosten u.a. Zur Ermittlung der rohrspezifischen CO2 Emissionen wurde an der TU Kaiserslautern ein anwenderfreundliches Tool entwickelt. Es erlaubt allen Nutzern, insbesondere den Planern und Betreibern, einen objektiven Vergleich zwischen den gängigen Rohrtypen durchzuführen. Basis sind die EPD (zu Deutsch: Umweltproduktdeklarationen) der jeweiligen Rohrwerkstoffe aus der öffentlich zugänglichen ÖkoBauDat (Datenbank des BMWSB) sowie Massen der jeweiligen Rohrtypen, welche aus Produktdatenblättern von Herstellern abgeleitet wurden. Bei der Anwendung des Tools ist zu beachten, dass herstellerspezifische geringfügige Unterschiede der Rohrmassen bestehen, die sich in der Software nicht abbilden ließen. Es wurden daher Mittelwerte der Massen pro lfd. m der Rohre aller berücksichtigten Hersteller gebildet. Der Nenndurchmesser DN ist dimensionslos, er entspricht i.d.R. dem realen Rohrinnendurchmesser. Bei Rohren aus Kunststoffen (Duroplaste, Thermoplaste) wird i.d.R. der Außendurchmesser in den Produktnormen genannt und in der Praxis als DN-Wert verwendet. Der tatsächliche Innendurchmesser ist in Abhängigkeit der Wanddicken und Druckstufen entsprechend kleiner. Insofern bestehen (vernachlässigbare) Unterschiede der hydraulischen Abflussquerschnitte zwischen Kunststoffrohren und Rohren aus allen anderen Werkstoffen. Bei den Angaben zu Beton- und Stahlbetonrohren ist zu beachten, dass jeder Hersteller über eine eigene Betonrezeptur für seine Produkte mit individuellen Zementsorten und -anteilen, Gesteinskörnungen sowie Zusatzstoffen und -mitteln unter Beachtung der Grenzwerte gemäß DIN EN 206 und DIN 1045-2 verfügt. In Abhängigkeit der jeweiligen Rezepturen können sich Unterschiede der spezifischen CO2-Emissionen ergeben, die sich in dem Tool ohne Weiteres nicht abbilden lassen. Daher wird als Standardrezeptur ein Beton betrachtet, so wie er in der ÖkoBauDat enthalten ist.

Bei der Ermittlung der CO2-Emissionen wurden die Lebenswegmodule Rohstoffbereitstellung, Transport und Herstellung (A1-A3), Transport und Abfallbewirtschaftung (C2-C3) sowie das Wiederverwendungs-, Rückgewinnungs-, und Recyclingpotenzial (D) betrachtet. In dem Klimarechner sind die jeweils aktuellen EPD zugrunde gelegt, es kann allerdings aufgrund möglicher zwischenzeitlicher Änderungen keine Gewähr übernommen werden.

Sofern keine Angaben zu den Umweltwirkungen und Energiedaten der jeweiligen Rohrwerkstoff-Nennweiten-Kombination vorhanden sind, ist dies nicht damit gleichzusetzen, dass ein entsprechendes Produkt nicht besteht. Vielmehr konnten zum Zeitpunkt der Datenerhebung keine offiziellen Angaben zum Gewicht der Rohrwerkstoff-Nennweiten-Kombination eruiert werden, sodass eine Aufnahme in die Produktdatenbank nicht möglich ist. Ergänzungen können durch Rohrhersteller oder durch Dritte jederzeit durch entsprechenden Nachweis erfolgen.

{Disclaimer: Das Tool wurde mit größter Sorgfalt programmiert und getestet. Dennoch entbindet es den Anwender nicht von seiner individuellen Verantwortung. Eine Haftung wird – wie in solchen Fällen stets üblich – nicht übernommen.}

Begriffserklärungen
A1 Lebenswegmodul Rohstoffbereitstellung (nach DIN EN 15804)
A2 Lebenswegmodul Transport (nach DIN EN 15804)
A3 Lebenswegmodul Herstellung (nach DIN EN 15804)
C2 Lebenswegmodul Transport (nach DIN EN 15804)
C3 Lebenswegmodul Abfallbewirtschaftung (nach DIN EN 15804)
D Lebenswegmodul Wiederverwendungs-, Rückgewinnungs-, Recyclingpotenzial (nach DIN EN 15804)
EPD Umweltproduktdeklarationen (Engl.: Environmental Product Declarations)
GWP Globales Erwärmungspotenzial (Engl.: Global Warming Potential [kg CO2-eq])


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Entwickelt durch das Fachgebiet Baubetrieb & Bauwirtschaft der Technischen Universität Kaiserslautern.